Unfreiwilliger Wechsel von 1und1 zur Telekom mit 2 Monaten ohne Internet

Nachdem wir jetzt über mehrere Jahre einen DSL-Anschluss auf Basis eines analogen Telefonanschlusses bei der 1und1 AG hatten, wollten wir Anfang Dezember deren Angebot eines Wechsels hin zu einem neuen und weniger teuren DSL-Komplettanschluss wahrnehmen, bei dem der analoge Telefonanschluss (und damit auch der Splitter) weggefallen wäre.
Nachdem 1und1 den analogen Telefonanschluss für uns bei der Telekom gekündigt hatte ging zum Schaltungstermin plötzlich überhaupt nichts mehr – weder Telefonieren noch Surfen im Internet war möglich. Nach einer Messung war schnell klar, dass Unterkirnach viel zu weit vom nächsten DSL-Verbindungsknoten entfernt war (8,2km), um einen DSL-Komplettanschluss betreiben zu können. Blöd nur, dass 1und1 eigentlich nur noch DSL-Komplettanschlüsse vertreibt 👿 .
Über eine Sonderkündigung wurde das Vertragsverhältnis mit der 1und1 AG vorzeitig beendet und ein DSL-Anschluss auf Basis einer analogen Telefonleitung bei der Telekom geordert.

Das wäre alles vermeidbar gewesen, wenn die 1und1 vor Umschaltung auf einen Komplettanschluss prüfen würde, ob dieser technisch überhaupt möglich ist. Deshalb bleibt hier ein fader Beigeschmack mit dem Verdacht bestehen, dass man Bestandskunden mit einem alten herkömmlichen DSL-Anschluss absichtlich vergraulen möchte.

Ergebnis:

  • Von 1und1 bleibt übrig:
    • eine neue Fritz Box 7390, da die alte Fritz Box 7050 Komplettanschlüsse nicht unterstützt. Die 7390 ist echt ne eierlegende Wollmilchsau :mrgreen:
    • Ein USB-UMTS-Stick, den man Unterkirnach mangels UMTS-Empfang aber getrost in die Tonne kloppen kann. Das hier verfügbare GPRS verursacht eigentlich nur schlimme Schmerzen.
  • Da die Telekom ihre “Festnetzflatrate” anders abrechnen kann, fällt das telefonieren über VOIP komplett weg – telefoniert wird jetzt ausschließlich nur über den normalen analogen Telefonanschluss
  • Die Weißheit: “Never change a running system” hat sich wieder einmal bestätigt.

Hinter “Read More” gibt es noch die lange Version der Geschichte. Habe da mal alles wesentliche mitnotiert, falls man sich da in irgendeiner Form rechtlich mit 1und1 auseinandersetzen hätte müssen.

irgendwann Ende November: Wir nehmen das Angebot für die Umstellung auf einen 1und1-Komplettanschluss an. Die ganze Hardware kommt pünktlich an, der geplante Termin für die Umstellung ist der 9.12.2010.

Donnnerstag 2010/12/09: Der analoge Telefonanschluss funktioniert nicht mehr, da die Telekom in wie geplant deaktiviert hat und die Rufnummer zu 1und1 portiert wurde. Der Internetanschluss funktioniert ebenfalls nicht, da der alte Router keine Komplettanschluss unterstüzung besitzt. Nach dem die neue FritzBox ordnungsgemäß angeschlossen wurde kann keine Verbindung zum DSL-Zugangspunkt hergestellt werden. Nach einem Telefonat mit der Kundenbetreung von 1und1 wird für Samstag den 11.12.2010 ein Termin zur Leitungsmessung vereinbart.

Samstag 2010/12/11: Die Leitungsmessung wird durchgeführt. Nachdem eine Leitungslänge von 8.2km festgestellt wird, meint der Mitarbeiter der Kundenbetreuung: Zitat “Es tut uns Leid, aber dann können wir Ihnen keinen DSL-Anschluss anbieten. Suchen Sie sich bitte einen anderen Anbieter” Nachdem widersprochen wurde, einigt man sich darauf, dass 1und1 den vorherigen Zustand wieder komplett herstellt, d.h. den analogen Anschluss wieder aktiviert, den alten Vertrag wieder anlaufen lässt (ohne erneute 24 Monate Laufzeit), die Zeit welche wir kein DSL haben müssen wir keine Gebühr bezahlen.

Sonntag 2010/12/12 bis Freitag 2010/12/17: Wir haben die komplette Woche weder einen Telefonanschluss noch Zugang zum Internet und warten darauf, dass endlich wieder eine Synchronisation mit dem DSL-Zugangspunkt möglich ist.

Freitag 2010/12/17: Ich rufe erneut bei der telefonischen Kundenbetreuung an. Man teilt mir mit, dass im System stände, dass der Kunde (also wir) aktiv werden müssen und den analogen Telefonanschluss wieder aktivieren sollten (ist ja nur eine Woche an Zeit, die wir verloren haben…). Unser Vertrag endet laut 1und1 Mitarbeiter am 9.12.2012 (die zweite “Überraschung”, da überlegt man sich ob man bei diesen Geschäftspraktiken nicht gleich komplett hätte wechseln sollen.)

Samstag 2010/12/18: Wir gehen in den Telekomladen um unseren Telefonanschluss wieder aktivieren zu lassen. Unseren bisherigen Tarif für ca. 15€ gibt es nicht mehr. Der neue Basistarif kostet 18€. Allein dadurch sind durch 1und1 schon Mehrkosten von 36€ pro Jahr entstanden. Der Rückportierungsauftrag unserer Rufnummer geht per Fax noch an 1und1 raus. Dauer: 4-6 Wochen. Tolle Wurst. Die zweite Möglichkeit wäre eine neue Telefonnummer, das würde innerhalb von sieben Tagen funktionieren, aber man will ja die Telefonnummer nicht verlieren, die im Moment noch bei 1und1 liegt.

Sonntag 2010/12/19: Ich rufe erneut bei der 1und1 Kundenbetreuung an um nach dem Status zu fragen. Dort ist noch kein Portierungsauftrag angekommen.

Dienstag 2010/12/21: Über die 1und1 Kundenbetreuung erfahre ich, dass der Internetanschluss erst wieder aktiviert werden kann, wenn der analoge Anschluss der Telekom wieder geschalten wurde. Es ist ein Unterschied, ob der Anschluss geschalten wurde und ob da auch eine Rufnummer darauf liegt. Ein Portierungsauftrag ist weiterhin nicht angekommen. Ein Anruf bei der Telekom scheitert, da deren Betreuungszeiten nur von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr dauern.

Mittwoch 2010/12/22: Es herrscht eine klassische Deadlock-Situation: die Telekom wartet auf ein ‘OK’ von 1und1, dass wir sofort aus unserem Vertrag rauskommen und 1und1 wartet auf den Portierungsauftrag der Telekom. Ich überzeuge die Mitarbeiterin der Telekomkundenbetreung, dass sie den Portierungsauftrag nochmals zusammen mit unserer 1und1 Kundennummer an 1und1 sendet. Über eine Sonderkündigung kommen wir aus dem derzeitigen Vertrag mit 1und1 heraus.

Sonntag 2010/12/26: Laut 1und1 ist der Status der Portierung inzwischen “in Bearbeitung”

Montag 2010/12/27: Der Portierungsauftrag ist wohl doch noch nicht bei 1und1 angekommen. Nach einem Gespräch mit der Telekom, wird mir versichert, dass der Portierungsauftrag schon am 22.12.2010 an 1und1 gesendet wurde.

Mittwoch 2010/12/29: Laut 1und1 ist der Portierungsauftrag nun endlich angekommen. Die Schaltung für den Termin ist der 5.1.2011. Die Rechnungsabteilung teilt mir mit, dass eine Gutschrift für die Zeit des Ausfalls erst bei der nächsten Rechnung und erst nach “Lösung” der Störung möglich ist.

Mittwoch 2011/01/04: 1und1 hat die Bestätigung der Sonderkündigung nur per Mail versendet. Ein zusätzlicher Versand per Post wird mir zugesichert.

Donnerstag 2011/01/05: Wir sind telefonisch wieder erreichbar.

Freitag 2011/01/07: In einem großen Elektromarkt, kann man auf unsere Telefonnummer noch keinen DSL-Anschluss der Telekom zubuchen. Die Änderung muss sich wahrscheinlich erst Wasserfallartig in alle Datenbanken ergießen…

Dienstag 2011/01/11: Nach einem Anruf bei dem Mitarbeiter der uns am vergangenen Freitag in dem großen Elektromarkt beraten hatte, wird mir mittgeteilt, dass dieser nicht mehr dort arbeiten würde. 😉 Aber man kann einen Anschluss auf unsere Rufnummer aufschalten.

Mittwoch 2011/01/12: Im großen Elektromarkt, sind abends nur noch zwei Auszubildende anwesend. Unter Zuhilfenahme der Telekomhotline beantragen wir einen neuen DSL-Anschluss… Schalttermin ist der 28.1.2011. Das DinA4-Blatt mit sämtlichen Zugangsdaten samt Passwörter für die Vertriebspartnerportale von 1und1, KabelBW, Vodafone, Freenet usw. liegen während des gesamten Gesprächst offen auf dem Tisch. Unglaublich wie die mit den Daten umgehen.

Mittwoch 2011/01/26: Der Splitter der Telekom kommt samt Zugangsdaten bei uns an.

Freitag 2011/01/28: Der Internetzugang funktioniert wieder. Juhu.

4 thoughts on “Unfreiwilliger Wechsel von 1und1 zur Telekom mit 2 Monaten ohne Internet”

  1. Lange Leidensgeschichte… Aber man merkt auch wie abhängig man geworden ist bzw. die Unternehmen zwingen einen dazu “abhängig” zu werden. Wir haben letztes Jahr auch gewechselt, allerdings nur einen Tag Ausfallzeit gehabt…

  2. Jup das stimmt. Als “Nebeneffekt” habe ich übrigens folgende Bücher gelesen (alle drei mMn sehr empfehlenswert):
    1. Extrem Laut und Unglaublich nah von Jonathan Safran Foer
    2. Starship Troopers von Robert A. Heinlein
    3. Vergebung von Stieg Larsson und Wibke Kuhn

    War auch mal wieder nett :mrgreen:

  3. Schön ist ja wenn man wechseln kann. Ich habe in einem Ort gewohnt das war das große T der Platzhirsch, ein wechseln war nicht möglich da es einfach keine Konkurrenz gab. Das hat man dann auch beim Service gemerkt, denn den gab es fast nicht… Friss oder stirb…

  4. Bis zum Jahr 2005 gab es in meinem Wohnort überhaupt kein Internet. Die Telekom sagte wegen zu geringer Nachfrage ab. Nachdem daraufhin über die Errichtung einer Richtfunkstrecke durch eine lokale Firma nachgedacht wurde, war plötzlich Internet per Kabel und über die Telekom möglich…

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